Die 24 Stunden Betreuung gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Kontext des demografischen Wandels und des wachsenden Bedürfnisses nach individueller und umfassender Unterstützung im eigenen Zuhause. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den verschiedenen Aspekten der 24-Stunden-Betreuung befassen, von den Vorteilen und Herausforderungen bis hin zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Kosten.
Was ist 24-Stunden-Betreuung?
Die 24 Stunden Betreuung ist eine Betreuungsform, bei der eine Betreuungskraft rund um die Uhr im Haushalt der zu betreuenden Person lebt und diese bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützt. Im Gegensatz zur reinen Pflege, die sich auf medizinische und pflegerische Tätigkeiten konzentriert, umfasst die 24 Stunden Betreuung auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten, soziale Begleitung und Aktivierung. Dazu gehören unter anderem:
- Körperpflege: Unterstützung beim Waschen, Anziehen, Toilettengang, Zahnpflege etc.
- Ernährung: Zubereitung von Mahlzeiten, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, Berücksichtigung besonderer Ernährungsanforderungen
- Mobilität: Unterstützung beim Gehen, Aufstehen, Hinsetzen, Transfer vom Bett in den Rollstuhl etc.
- Haushaltsführung: Einkaufen, Kochen, Reinigung, Wäsche waschen, Bügeln etc.
- Gesellschaft und Aktivierung: Unterhaltung, gemeinsame Aktivitäten, Spaziergänge, Begleitung zu Terminen, Vorlesen, Spiele spielen etc.
- Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme: Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten, Vorbereitung der Medikamente, Unterstützung bei der Einnahme
- Begleitung zu Arztterminen und anderen Terminen: Organisation und Begleitung zu Arztterminen, Therapien, Friseurbesuchen etc.
- Psychosoziale Betreuung: Gespräche führen, emotionale Unterstützung bieten, auf Sorgen und Ängste eingehen
Vorteile der 24-Stunden-Betreuung
Die 24-Stunden-Betreuung bietet zahlreiche Vorteile sowohl für die zu betreuende Person als auch für deren Angehörige:
- Individuelle Betreuung: Die Betreuungskraft kann sich ganz auf die Bedürfnisse der zu betreuenden Person einstellen und eine maßgeschneiderte Betreuung bieten.
- Vertraute Umgebung: Die zu betreuende Person kann in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, was ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt und den Umzug in ein Pflegeheim vermeiden kann.
- Entlastung der Angehörigen: Die Angehörigen werden von der Betreuungsverantwortung entlastet und können sich auf ihre Rolle als Familienmitglieder konzentrieren, Beruf und Privatleben besser vereinbaren.
- Kontinuität der Betreuung: Die Betreuungskraft ist rund um die Uhr verfügbar, was ein hohes Maß an Sicherheit und eine kontinuierliche Betreuung gewährleistet, gerade auch in der Nacht oder bei Notfällen.
- Gesellschaft und Aktivierung: Die Betreuungskraft kann dazu beitragen, soziale Isolation zu vermeiden und die zu betreuende Person zu aktivieren, was sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken kann.
- Flexibilität: Die 24-Stunden-Betreuung kann flexibel an die sich ändernden Bedürfnisse der zu betreuenden Person angepasst werden.
- Kostenkontrolle: Im Vergleich zu einem Pflegeheim kann die 24-Stunden-Betreuung eine kostengünstigere Alternative sein, insbesondere bei höherem Pflegebedarf.
- Selbstbestimmung: Die zu betreuende Person kann ihren Alltag weitestgehend selbstbestimmt gestalten und behält die Kontrolle über ihr Leben.
Herausforderungen der 24-Stunden-Betreuung
Neben den zahlreichen Vorteilen birgt die 24-Stunden-Betreuung auch einige Herausforderungen:
- Kosten: Die 24-Stunden-Betreuung kann mit erheblichen Kosten verbunden sein, insbesondere wenn eine selbstständige Betreuungskraft beschäftigt wird. Es ist wichtig, die Kosten im Voraus sorgfältig zu kalkulieren und mögliche finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten zu prüfen.
- Rechtliche Rahmenbedingungen: Die Beschäftigung einer Betreuungskraft aus dem Ausland ist mit komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen verbunden, die beachtet werden müssen. Es ist ratsam, sich von einem Experten beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden.
- Sprachbarrieren: Bei Betreuungskräften aus dem Ausland können Sprachbarrieren auftreten, die die Kommunikation erschweren können. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Betreuungskraft über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, um eine effektive Kommunikation zu gewährleisten.
- Kulturelle Unterschiede: Kulturelle Unterschiede zwischen der zu betreuenden Person und der Betreuungskraft können zu Missverständnissen führen. Ein offener und respektvoller Umgang miteinander ist wichtig, um kulturelle Unterschiede zu überwinden und eine harmonische Zusammenarbeit zu ermöglichen.
- Persönliche Anpassung: Es kann einige Zeit dauern, bis sich die zu betreuende Person und die Betreuungskraft aneinander gewöhnt haben und eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut haben. Geduld und Verständnis sind in dieser Anfangsphase besonders wichtig.
- Privatsphäre: Das Zusammenleben mit einer Betreuungskraft kann die Privatsphäre der zu betreuenden Person einschränken. Es ist wichtig, klare Absprachen über die Privatsphäre zu treffen und sicherzustellen, dass die Betreuungskraft diese respektiert.
- Abhängigkeit: Eine zu starke Abhängigkeit von der Betreuungskraft kann entstehen. Es ist wichtig, die Selbstständigkeit der zu betreuenden Person so weit wie möglich zu fördern und zu erhalten.
- Wechsel der Betreuungskraft: Wenn die Betreuungskraft aus persönlichen oder anderen Gründen wechseln muss, kann dies für die zu betreuende Person eine Belastung darstellen. Eine sorgfältige Auswahl und eine gute Einarbeitung der Betreuungskraft können dazu beitragen, solche Wechsel zu minimieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Beschäftigung einer Betreuungskraft aus dem Ausland ist in Deutschland streng reguliert. Es gibt verschiedene Modelle, die zur Verfügung stehen:
- Entsendung: Die Betreuungskraft wird von einem Unternehmen im Ausland entsandt und arbeitet auf Grundlage einer Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland. Das entsendende Unternehmen ist für die Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen verantwortlich, einschließlich der Anmeldung bei den Behörden, der Sozialversicherung und der Zahlung des Mindestlohns.
- Selbstständige Betreuungskraft: Die Betreuungskraft arbeitet auf selbstständiger Basis und schließt einen Dienstleistungsvertrag mit der zu betreuenden Person oder deren Angehörigen ab. In diesem Modell ist der Auftraggeber für die Einhaltung aller rechtlichen Bestimmungen verantwortlich.
- Vermittlung: Eine Vermittlungsagentur vermittelt eine Betreuungskraft aus dem Ausland an die zu betreuende Person. Die Agentur unterstützt bei der Vertragsgestaltung und kann auch bei der Klärung rechtlicher Fragen helfen.
Unabhängig vom gewählten Modell müssen bestimmte rechtliche Rahmenbedingungen beachtet werden, wie zum Beispiel:
- Arbeitserlaubnis: Die Betreuungskraft muss eine gültige Arbeitserlaubnis für Deutschland besitzen oder aus einem EU-Land stammen, das die freie Arbeitsplatzwahl erlaubt.
- Sozialversicherung: Die Betreuungskraft muss in Deutschland sozialversichert sein, entweder über das entsendende Unternehmen oder durch eine eigene Anmeldung bei der Krankenkasse.
- Mindestlohn: Die Betreuungskraft hat Anspruch auf den deutschen Mindestlohn.
- Arbeitszeit: Die Arbeitszeit der Betreuungskraft muss den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, einschließlich Ruhezeiten und Urlaubsansprüchen.
- Wohnverhältnisse: Die Betreuungskraft muss angemessene Wohnverhältnisse haben, einschließlich eines eigenen Zimmers mit ausreichend Privatsphäre.
Es ist wichtig zu betonen, dass Betreuungskräfte in der Regel keine medizinischen Fachkräfte sind und daher keine medizinische Behandlung durchführen dürfen. Wenn die zu betreuende Person pflegebedürftig ist und medizinische Versorgung benötigt, sollte zusätzlich ein ambulanter Pflegedienst in Anspruch genommen werden.
Kosten der 24-Stunden-Betreuung
Die Kosten der 24-Stunden-Betreuung variieren je nach gewähltem Modell, Qualifikation der Betreuungskraft, individuellen Bedürfnissen der zu betreuenden Person und der Region, in der die Betreuung stattfindet. Im Allgemeinen können die Kosten wie folgt aufgegliedert werden:
- Monatliches Gehalt der Betreuungskraft: Das Gehalt hängt von der Qualifikation und Erfahrung der Betreuungskraft ab und liegt in der Regel zwischen 1.500 und 2.500 Euro.
- Sozialversicherungsbeiträge: Der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung muss vom Auftraggeber getragen werden und beträgt etwa 20% des Gehalts.
- Reisekosten: Die An- und Abreisekosten der Betreuungskraft müssen in der Regel vom Auftraggeber übernommen werden und können je nach Herkunftsland variieren.
- Unterkunft und Verpflegung: Die Betreuungskraft hat Anspruch auf kostenlose Unterkunft und Verpflegung im Haushalt der zu betreuenden Person.
- Vermittlungsgebühren: Bei Inanspruchnahme einer Vermittlungsagentur fallen zusätzliche Gebühren an, die je nach Agentur und Leistungsumfang unterschiedlich sein können.