Nach der Publikation eines Gutachtens zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hat eine Organisation junger Gläubiger Konsequenzen eingefordert. Personell und strukturell seien Änderungen erforderlich, teilt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am Samstag in Düsseldorf mit. Es dürfe kein “Weiter so” geben, erklärte der Bundesvorsitzende der Organisation, Gregor Podschun. Das Ziel einer ernsthaften Aufarbeitung würde nicht die Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit der Kirchen sein, denn dann würde das bestehende Machtsystem geschützt. “Stattdessen muss das Ziel sein, neues Leid zu verhindern.”
Ein unlängst veröffentlichtes Gutachten einer Anwaltskanzlei, das das Erzbistum München und Freising im Auftrag gegeben hatte, kommt zu dem Ergebnis, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der bayerischen Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden sind. Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., werden konkretes und persönliches Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen.
Auf dieses Gutachten und auf andere Untersuchungen zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche bezieht sich der Jugendbund BDKJ mit seiner Forderung nach Konsequenzen. Es kann nicht sein, “dass der Rechtsstaat der katholischen Kirche Sonderrechte einräumt, die Leidverursacher”, sagte Podschun. Er sprach sich für einen rechtlichen Rahmen aus, “in dem der Opferschutz wiegt mehr als die Persönlichkeitsrechte der Täter”. Der BDKJ ist der Dachverband der katholischen Jugendverbände in Deutschland.