Thu. Mar 23rd, 2023

Früher war sie begehrt, heute scheint sie oft nicht mehr zu locken: Laut der Vorsitzenden der Thüringer Gewerkschaft der Polizei (GdP), Mandy Koch, hat die Verbeamtung für den Polizeinachwuchs in spe oft ihren Reiz verloren. “Früher war die Sicherheit eines Beamtenverhältnisses erstrebenswert”, sagte Koch der Deutschen Presse-Agentur. Für junge Leute sei die lange Bindung an einen Arbeitgeber aber erfahrungsgemäß gar nicht mehr, falls relevant.

Wichtiger sei es, dass man sich moderner und zukunftsorientierter aufstelle, sagte Koch. Für den Nachwuchs zählen vor allem die Digitalisierung, die Bezahlung und die sogenannte Work-Life-Balance, die der Arbeitgeber biete. Die Thüringer Polizei muss aus Sicht der Vorsitzenden im Wettkampf mit der Wirtschaft und anderen Unternehmen zügig als Arbeitgeber attraktiver werden.

Man verliere interessierte – auch an den Zoll, die Bundespolizei oder die Polizeien anderer Bundesländer. „Ganz schlecht wollen wir uns nicht reden – aber es ist ausbaufähig, da müssen wir uns breiter aufstellen“, sagte Koch.

Eine Drehschraube, die etwa nachgezogen werden muss, sei die aktuell nicht gegebene Unterbringung in der Meininger Polizeischule. Hier werden die angehenden Landespolizisten auf ihren Dienst vorbereitet und sie gilt als Eine der Schlüsselstellen für den Versuch, die Polizei moderner aufzustellen.

Deren Leiter Günther Lierhammer informiert am Donnerstagnachmittag in Meiningen über neue Möglichkeiten der Online-Bewerbung und ein überarbeitetes Eignungs- und Auswahlverfahren. Die Polizeischule in Meiningen besteht aus zwei Teilen: dem Bildungszentrum, in dem Beamte des mittleren Dienstes ausgebildet werden und der Fachhochschule, in der angehenden Beamten des gehobenen Dienstes ein Studium durchlaufen.

Die Nachwuchssorgen der Thüringer Polizei sind nicht unbekannt. Die Bewerbungszahlen sind zuletzt laut Innenministerium deutlich zurückgegangen. Mit Stand Januar haben sich die Angaben voraussichtlich rund 500 Männer sowie rund 280 Frauen für eine Einstellung bei der Polizei im Jahre 2022 beworben. Für die 300 Stellen des neuen Jahrgangs liegen somit rund 780 Bewerbungen vor. Im Vorjahr waren es noch 1548. Die ursprüngliche Bewerbungsfrist zu Ende des Jahres wurde bis März verlängert.

Wie viele der Interessenten tatsächlich im Polizeidienst landen, bleibt abzuwarten. Zunächst müssen die Anwärterinnen und Anwärter das im November begonnene Eignungsauswahlverfahren erfolgreich durchlaufen.

Man beobachtete jedoch auch, dass einige derjenigen, die den Einstellungstest und die Ausbildung erfolgreich durchführten, nicht lange blieben, sagte Koch. “Das ist so, wir haben gekündigt.” Polizisten und Polizistinnen gingen nach wenigen Berufsjahren, weil die Wirtschaft etwa eine bessere Zahl, es auf dem freien Markt eine größere Wertschätzung gebe oder sie sich das System Polizei anders vorgestellt hatte. Hinzu kommen laut Koch Kollegen und Kolleginnen, die in Rente gehen, kündigen oder sterben. “Perspektivisch wird es schwierig, wenn der Nachwuchs ausbleibt.”

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